Oberschüler stellen Erlebnisse, Eindrücke und Erkenntnisse aus Gedenkstättenfahrt nach Polen vor
Das Projekt Gedenkstättenfahrt wurde vom Lehrer Dr. Thomas Droste vorgestellt. Er bedankte sich vor allem auch bei den zahlreichen Sponsoren, die für die meisten Schüler eine Teilnahme überhaupt erst möglich gemacht hatten.
Die Schüler waren mit der Didaktischen Leiterin Svenja Rüffer und dem Geschichtslehrer Alexander Meuschke im Januar nach Oświęcim gereist, um in der Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau sowohl den historischen Ort zu besuchen als auch in der Gedenkstätte in Workshops zu verschiedenen Themen zu arbeiten und zu forschen. Dabei ging es der Gruppe vor allem auch um Bezüge zu Seesen. Im Rahmen des Projektes haben die Schüler außerdem das Städtische Museum in Seesen und den jüdischen Friedhof in Seesen besucht und sind Spuren jüdischen Lebens in Seesen nachgegangen. Für die Osterferien ist noch ein Gespräch mit Überlebenden des KZ Mittelbau-Dora geplant
In der Präsentation gingen die Schüler selbstgewählten Schwerpunkte
nach. So berichteten sie zum Beispiel von unterschiedlichen Wegen in den
Tod. Sie warfen einen besonderen Blick auf Block 28, die sogenannte
Krankenbaracke im Lager. Sie schilderten die grausamen Strukturen im
Lageralltag ebenso wie die Experimente an Menschen. Das Wirken und der
Werdegang des Lagerarztes Josef Mengele wurde geschildert. Eine
Schülerin brachte zum Ausdruck, dass es nur schwer zu ertragen sei, dass
ein solches „Monster“ für seine Taten nicht zur Rechenschaft gezogen
wurde. Mengele starb 1979 in Brasilien an einem Schlaganfall. Die
Schüler schilderten aber auch Versuche von Widerstand: Lagerärzte, die
falsche Diagnosen ausstellten. Die Unterstützung für einen
Fluchtversuch. Der Häftlingsschneider von Auschwitz, der durch erfundene
Nachrichten aus der Außenwelt Hoffnung säte. Besonders erschütternd
erwies sich die Darstellung über Geburten im Lager und die Kinder in
Auschwitz, die vielfach direkt nach ihrer Geburt oder beispielsweise in
medizinischen Experimenten oder bei Zwangsarbeit getötet wurden. Im KZ
Auschwitz-Birkenau starben insgesamt bis zu 1,5 Millionen Menschen.
Bei ihren Recherchen stieß die Gruppe aber auch auf ein Ereignis in
Seesen. Wahrscheinlich am 7. April 1945 wurden zwei Häftlinge bei einem
Todesmarsch aus Klein Bodungen in der Nähe von Seesen erschossen. Der
Tatort war die damalige Kiesgrube „Paradiesbrink“ am Ortsausgang von
Seesen Richtung Hahausen. Bisher konnten die Opfer jedoch nicht
identifiziert werden. Die Schüler schlugen die Errichtung eines Denkmals
zum Gedenken an die Getöteten vor.
„Den Toten ein Gesicht zu geben
ist Anliegen des Projekts“, betont Dr. Droste und so zeigte die Gruppe
auch einige Poträts. Darüber hinaus ist sie bei ihrer Arbeit in der
Gedenkstätte auf die Sterbeurkunde des Seesener Schülers Werner Grosz
gestoßen. In vorgelesenen Tagebuchkommentaren bilanzierten die Schüler
ihre Teilnahme an der Studienfahrt. So betonte Josefine Chromik die
Notwenigkeit auf Diskriminierung schnell zu reagieren. Hannah Brics hob
in ihrem Schlussstatement hervor, „wie gut es uns hier heutzutage geht“.
Der stellvertretende Schulleiter Daniel Beyer dankte den Schülern und
Lehrkräften für das Teilen ihrer Eindrücke und hob die große
Ernsthaftigkeit ihrer Arbeit hervor. Das Aufrechterhalten der Erinnerung
an die Toten von Auschwitz sei die Übernahme von Verantwortung für die
Zukunft. Er verabschiedete alle Gäste mit einem Verweis auf Theodor W.
Adornos erste Forderung an Erziehung, „dass Auschwitz nicht noch einmal
sei“.
Zahlreiche Besucher konnte Schulleiterin Annegret Tuchtfeld zur Präsentation in der Mensa der Oberschule begrüßen, darunter aktive und ehemalige Schüler, Eltern und Lehrkräfte, aber auch Fachbereichsleiter Michael Conzen vom Schulträger Landkreis Goslar und die Ratsmitglieder Andrea Melone und Patrick Kriener. Besonders erfreut zeigte sich die Schulleiterin über den Besuch von Museumsleiter Dirk Strohschein und Historiker Dr. Joachim Frassl, beide langjährige Wegbegleiter und Berater des Schülerprojekts.