Handynutzung ab 2025/26

Handys und Smartphones bleiben auf dem Schulgelände und im Schulgebäude während der Schulzeit, im Unterricht sowie vor und nach dem Unterricht ausgeschaltet und in der Tasche. – aus der Schulordnung ab 01.08.2025

Pressemitteilung (04.06.2025):

Oberschule Seesen verbannt Handys aus dem Schulalltag

Gesamtkonferenz beschließt Verbot einer Handynutzung ab dem kommenden Schuljahr

„Wir machen uns Sorgen um die Entwicklung zahlreicher Jugendlicher angesichts des großen Einflusses von Socialmedia und Online-Zocken“, erklärt Schulleiter Daniel Beyer den Hintergrund der Initiative. 24,5 % der 10- bis 17-Jährigen nutzen Social-Media-Dienste wie TikTok, Instagram oder WhatsApp riskant viel. Diese Jugendlichen haben also ein erhöhtes Risiko für schädliche Folgen für die physische oder psychische Gesundheit, so eine Untersuchung der Krankenkasse DAK-Gesundheit und des Uniklinikums Hamburg-Eppendorf vom Februar 2024. 36,9 Stunden verbringen Jugendliche in Deutschland jede Woche am Smartphone. Das zeigte die „Postbank Jugend-Digitalstudie“ aus dem Jahr 2023. Die Hälfte der 11- bis 17-Jährigen erhält mindestens 237 Benachrichtigungen pro Tag (Common Sense Media, 2024). Diese Erkenntnisse der Forschung und ihre Auswirkungen spürt auch die Schule.

„Ich kann nicht verstehen, warum sogar schon 10-jährige ohne Not über ein Smartphone verfügen und zuweilen müssen wir feststellen, dass diese auch noch völlig unreguliert sind. Für die gesellschaftliche Teilhabe ist ein Smartphone nicht mehr wegzudenken, aber ich rate dringend dazu, dass nicht vor dem 12. Lebensjahr den Kindern zu überlassen und vor allem am Anfang auch eng, konstruktiv und vertrauensvoll zu begleiten.“, empfiehlt Beyer. Es sei wichtig, Mediennutzung und Medienzeiten abzusprechen und auch einzuhalten. Die Initiative „SCHAU HIN! Was Dein Kind mit Medien macht.“ hilft Familien bei der Medienerziehung und hält zahlreiche informative Angebote, aktuelle Informationen und hilfreiche Tipps bereit (www.schau-hin.info).

Viele Jugendliche scheinen aber überfordert und zuweilen auch völlig auf sich allein gestellt zu sein, wenn sie in der Welt von Instagram, Tiktok und Brawlstars, Gratis-Pornos, Gewaltdarstellungen und Hassnachrichten unterwegs sind. Dabei brauchen sie dringend Begleitung. Den Eltern kommt hier eine wichtige Rolle zu. „Als Schule werden wir auch in Zukunft weiter an einem starken Präventionsangebot arbeiten. Aber was hochbezahlte Informatiker, Ingenieure, Werbeprofis, Psychologen und andere Experten in enger Zusammenarbeit und mit großem Einsatz programmieren, um möglichst hohe Bildschirmzeiten und Abhängigkeiten zu entwickeln, ist mit ein bisschen Präventionsunterricht kaum zu bezwingen.“, betont Beyer. Zusätzlich sind die realen jugendgefährdenden oder kriminellen Gefahren auch und besonders für Jugendliche oft nur einen schnellen Klick entfernt.

Digitale Bildung wird an der Oberschule damit nicht ausgeschlossen: Die Schule wird im Unterricht weiter alle digitalen Möglichkeiten einsetzen und auch den Einsatz von Tablets, Schulservern und Lern-Apps, die kritische Auseinandersetzung mit und die lernwirksame Nutzung von digitalen Inhalten weiterentwickeln und vorantreiben.

Von dem jetzt beschlossenen Handy-Aus, verspricht sich die Schule, dass im Verlauf des gesamten Schultags ein stärkerer Fokus auf Schule, Bildung und Schulgemeinschaft gelegt wird. In einem Brief an die Eltern wird unter anderem auf ein „Recht auf eine echte Pause“ verwiesen. Der Beschluss wird – hört man auf die Erfahrungsberichte anderer Schulen – dazu führen, dass es wieder zu mehr Bewegung in den Pausen kommt, mehr direkte Kommunikation unter den Schülerinnen und Schülern stattfindet und vermutlich auch zu weniger Konflikten kommen wird, deren Ursprung allzu häufig in unkontrollierten WhatsApp-Gruppen liegt.

Im Vorfeld des Beschlusses hat im zurückliegenden Schuljahr unter den Lehrkräften, aber vor allem auch mit der Elternvertretung und der Schülervertretung ein Austausch stattgefunden. Während der Schulelternrat das Vorhaben deutlich unterstützte, kamen aus dem Schülerrat durchaus skeptische Stimmen, aber auch Verständnis für das Vorhaben. Schließlich konnte sich der Schülerrat mit einem Antrag für ein weniger strenges Handyverbot in der Gesamtkonferenz nicht durchsetzen. Auf den Verbotsbeschluss reagierten die Schülerinnen und Schüler mit einem konstruktiv ausgerichteten und leidenschaftlich vorgetragenen Antrag für eine attraktivere Gestaltung der Pausen und einen Ausbau demokratischer Mitwirkungsstrukturen, der einstimmig angenommen wurde. Ab dem kommenden Schuljahr dürfen die Schülerinnen und Schüler ihr Handy nun zwar noch mit in die Schule bringen, aber in der Schule und auf dem Schulgelände nicht benutzen. Die Geräte sind „ausgeschaltet und in der Tasche“, wie es in der Schulordnung nun heißt. In unvorhersehbaren und dringenden Fällen können die Schülerinnen und Schüler immer über das Sekretariat erreicht werden.